Noch vor hundert Jahren zog sich die Bergische Heideterrasse als ein schmales Landschaftsband von weitläufigen Heideflächen und unzugänglichen Bruchwäldern am Westrand des Bergischen Landes entlang. Relikte dieser Landschaft sind heute vor allem noch in den Naturschutzgebieten auf der Bergischen Heideterrasse zu finden. Dort bieten sie seltenen Tier- und Pflanzenarten, wie der Waldeidechse und dem fleischfressenden Sonnentau, einen Lebensraum.
Anders als der Bruchwald ist die Heide als Kulturlandschaft durch menschliche Nutzung entstanden. Die mageren Böden eigneten sich nur bedingt für den Ackerbau. Sie wurden in der sogenannten Schiffelwirtschaft wenige Jahre als Ackerflächen genutzt. Hierbei wurde die Krautschicht abgetragen, getrocknet und verbrannt und die Asche als Dünger mit der Saat auf den neu entstandenen Ackerflächen ausgebracht. Die Fruchtfolge der nächsten Jahre hing von der Fruchtbarkeit der Böden ab. Nach dem dritten oder vierten Anbaujahr waren die Böden jedoch meistens ausgelaugt und wurden erst nach 15 bis 20 Jahren erneut als Ackerflächen genutzt. In der Zwischenzeit trieben Schäfer ihre Herden zur Beweidung der sich ausbreitenden Heidevegetation auf die Flächen und die Bauern verwendeten die Heidepflanzen mitsamt Wurzeln als Stalleinstreu .Heute benötigen Trockenheide, Feuchtheide, Borstgrasrasen, Sandmagerrasen und Magerwiesen in den Naturschutzgebieten dauerhafte Pflege, damit sie erhalten bleiben und nicht im Laufe der Zeit mit Büschen und Bäumen zuwachsen. Anstatt Gras und junge Bäume in kostspieligen Pflegeeinsätzen zu beseitigen, werden sie wieder traditionell beweidet. Im nördlichen Bereich der Heideterrasse zwischen Hilden und Langenfeld zieht hierzu eine Hüteschafherde von Gebiet zu Gebiet, im südlichen Bereich zwischen Leverkusen und Siegburg sind Ziegen, Schafe, Esel, Rinder und sogar einige asiatische Wasserbüffel als tierische Landschaftspfleger im Einsatz . Auf der gesamten Heideterrasse weiden so in den Sommermonaten etwa 600 Tiere.
Finanziert werden die Beweidungsprojekte auf der Bergischen Heideterrasse über eine Vertragsnaturschutz-Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen, durch den BUND, die Stadt Köln und als rechtlich vorgeschriebene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme des Flughafens Köln Bonn.
Die Biologischen Stationen und das Bündnis Heideterrasse kontrollieren die einzelnen Heideflächen regelmäßig auf ihren Zustand und bestimmen deren Beweidungszeitpunkt und die Beweidungsintensität. So kann ein optimales Pflegeergebnis erzielt werden, das das Vorkommen seltener Tier- und Pflanzenarten, wie der Zauneidechse und der Moorlilie, fördert. Auch der selektive Einsatz der verschiedenen Weidetiere spielt hierbei eine Rolle, denn Schaf, Ziege, Rind und Esel weiden auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Schafe selektieren mit ihrem schmalen Maul und der gespaltenen Oberlippe sehr genau ihre Nahrung und können außerdem vom Schäfer so gehütet werden, dass sie Flächen nur teilweise oder in unterschiedlicher Intensität beweiden. Während Esel Spezialisten für trockene nahrungsarme Lebensräume sind und vor allem Gras fressen, ernähren sich Ziegen überwiegend von Gehölzen wie jungen Kiefern oder Birken und sind daher gut zur Entbuschung geeignet. Rinder sind zwar typische Graser auf nicht zu nährstoffarmen Flächen, fressen aber auch Gehölze. Im Gegensatz zu den anderen Weidetieren rupfen sie das Gras meist mit der Zunge und beißen Weidepflanzen daher weniger tief ab. Um eine effektive Pflege der unterschiedlichen Flächen zu gewährleisten müssen diese und andere Eigenschaften der Weidetiere bei der Planung der Beweidung berücksichtigt werden.
Einige der tierischen Landschaftspfleger, wie Moorschnucken, Bentheimer Landschafe oder Glanrinder, sind übrigens ihrerseits vom Aussterben bedrohte Haustierrassen, die nun in der Landschaftspflege ihren Einsatz finden.